Schüler übernehmen das Wahllokal: „Man verdient etwas und hilft der Demokratie“

„Man muss pünktlich da sein“, sagt Student Jesse (23) aus Leiden. „In Studentenstädten ist man immer auf dem Laufenden. Jeder weiß, dass man damit Geld verdienen kann, deshalb sind die Plätze schnell weg.“
Er hat sich über die Website der Gemeinde registriert und sich dieses Jahr zum ersten Mal engagiert: Er arbeitete in einem Wahllokal. „Es macht mir Spaß, der Demokratie unter die Arme zu greifen. Man trägt wirklich dazu bei, dass der Prozess funktioniert.“
Ihm zufolge ist die Arbeit in seiner Gegend beliebt. „Ich kenne Leute aus meinem Studium und Mitbewohner, die das auch machen. Es war eigentlich schon immer sehr beliebt unter Studenten. In kleineren Städten, habe ich gehört, ist es tatsächlich schwieriger, Leute zu finden; dort ist es viel schwieriger. Dieses Problem haben wir hier nicht.“
Mehr junge Gesichter nach CoronaAuch die Gemeinde Leiden beobachtet diesen Trend. Von den rund 750 Wahllokalmitarbeitern der Stadt ist ein Viertel unter 25 Jahre alt. „Der eigentliche Wandel fand nach der Pandemie statt. Viele ältere Wahllokalmitarbeiter schieden aus, und die Neuzugänge waren viel jünger“, sagt ein Sprecher der Gemeinde Leiden.
Auch Maastricht und Delft erkennen diese Welle. „Finanzielle Entschädigungen werden für diese Zielgruppe sicherlich eine Rolle spielen, aber wir beobachten auch zunehmend soziales Engagement unter den jungen Einwohnern der Stadt.“
Auch Jasmine (24) aus Utrecht arbeitet mittlerweile als erfahrene Wahlhelferin. „Ich habe schon an zwei Wahlen teilgenommen, das ist meine dritte“, sagt sie. „Ich dachte, es wäre lustig: einen Tag arbeiten und etwas für die Demokratie tun.“
„Ich glaube, Studenten haben meist viel Zeit und wenig Geld“, scherzt sie. „Aber ich habe neulich mit meinen Mitbewohnern gesprochen, die das auch machen: Sie würden es auch tun, wenn sie dafür kein Geld bekämen. Einen halben Tag vielleicht.“
Kommunen reagieren auf StudierendeUm junge Menschen zu begeistern, schärfen Studentenstädte wie Leiden, Utrecht und Delft aktiv ihr Profil. Wahllokale befinden sich an Fachhochschulen, Universitäten und sogar bei den Studentenverbindungen Minerva (Leiden) und Virgiel (Delft). Die Kommunen organisieren außerdem Studentenwahlen, Informationsveranstaltungen an Schulen und verschicken Briefe an Achtzehnjährige, wenn sie zum ersten Mal wahlberechtigt sind.
Auch bundesweit versucht die Regierung, junge Menschen zu gewinnen. Mit Kampagnen wie „Wahllokal-Chef“ ermutigt das Innenministerium junge Menschen, sich als Wahllokal-Mitglieder zu registrieren. Die Kampagne, die vor allem über soziale Medien läuft, spricht junge Menschen mit der Botschaft an, dass sie nicht nur Teilzeit arbeiten, sondern buchstäblich zum Aufbau der Demokratie beitragen.
Kleiner Nebenjob, große WirkungWas als praktischer Nebenverdienst begann, scheint sich zu einer kleinen Tradition entwickelt zu haben: Studierende beaufsichtigen das Zählen, Auszählen und Abstimmen und sorgen so für einen reibungslosen Ablauf der Demokratie. Und das merkt auch Jesse, der Studierende selbst: „Es ist einfach toll, einen Tag lang mittendrin zu sein. Meinen Teil dazu beizutragen.“
Das Wahllokal schließt, und unmittelbar danach erfolgt die Schätzung des Ergebnisses. Wie funktioniert eine Exit Poll? Hier sehen Sie es:
RTL Nieuws




